Die Deutsche Gesellschaft für Kognitive Linguistik (DGKL) ist seit 2017 auf Twitter, inzwischen X, aktiv. Damals war Twitter eine Plattform, die sicherlich alles andere als perfekt war, aber doch eine gute Plattform unter anderem für den informellen Austausch wissenschaftlicher Ideen bot. Noch immer gibt es spannende Konversationen auf X, gerade zu kognitiv-linguistischen und konstruktionsgrammatischen Themen. Dennoch müssen wir feststellen, dass sich die Plattform zum Schlechteren gewandelt hat – und, was noch wichtiger ist, dass sie von einem Besitzer betrieben wird, der regelmäßig Desinformation und Verschwörungstheorien verbreitet und seine Reichweite nutzt, um nicht nur in den USA politischen Einfluss zu nehmen, sondern auch anderswo, unter anderem in Deutschland. Das Weltbild und die Ziele von Rechtspopulisten wie Elon Musk sind mit den Werten, für die der akademische Diskurs steht oder zumindest stehen sollte, nicht vereinbar: Offenheit, Respekt, wissenschaftliche Integrität, Faktentreue. Viele Einzelpersonen, aber auch eine Reihe wissenschaftlicher Organisationen haben X daher verlassen. Der Vorstand der DGKL hat sich nun entschlossen, dem Vorbild vieler anderer Institutionen und Organisationen zu folgen – darunter einem Verbund von mehr als 60 Universitäten und Forschungsinstituten im deutschsprachigen Raum – und unsere Aktivitäten auf Twitter vorerst einzustellen.
Wissenschaft mag politisch neutral sein, aber wer Wissenschaft betreibt, kann nicht neutral bleiben, wenn die Wissenschaftsfreiheit auf dem Spiel steht. Viele Beispiele weltweit haben gezeigt, dass Rechtspopulismus zu den größten Gefahren zählt, denen die Wissenschaft aktuell ausgesetzt ist. Rechtspopulistische Regierungen kürzen massiv die Finanzierung von Universitäten und verabschieden wissenschaftsfeindliche Gesetze, wobei teilweise ganze Wissenschaftsfelder von Universitäten verbannt werden. X ist eine Plattform geworden, die Rechtspopulismus nicht nur zulässt, sondern aktiv zur Verbreitung von Hass und Extremismus beiträgt. Als wissenschaftliche Gesellschaft wollen wir diese Plattform daher nicht mehr unterstützen. Von nun an sind wir auf Bluesky und Instagram zu finden – und dort vielleicht in Zukunft etwas aktiver, als wir es auf Twitter waren…